Am Samstag, 7. März, fand in Gladenbach ein Studientag zum Thema “Klar, deutlich und doch missverstanden!” statt, zu dem der Tanzania Arbeitskreis Partnerschaft und Entwicklung (TAPE) eingeladen hatte. Ich war auch dort und möchte im Folgenden kurz darüber berichten.
Frau Dr. Helga Rau, die Beauftragte für Afrika-Partnerschaften im Zentrum Ökumene der EKHN begrüßte die ca. 40 Teilnehmer und der Amani-Gospelchor sang ein Lied auf Kiswahili.
Danach referierte zunächst Herr Jean-Félix Belinga Belinga, der Beauftragte für Interkulturelle Bildung im Zentrum Ökumene, zum Thema “Interkulturelle Erfahrungen und Missverständnisse”. Sein sehr lehrreiches Referat wurde immer wieder aufgelockert durch praktische Übungen. Die Teilnehmer erfuhren dadurch z.B. folgendes:
- Interkulturalität geht nicht durch den Kopf, wir lernen sie nur durch Erfahrungen
- unsere Kultur bestimmt, wie wir die Welt wahrnehmen
- Kultur ist ein unentbehrliches Orientierungssystem
- Kultur hat eine tiefe emotionale Verankerung und ist nicht meinem Willen unterworfen
Herr Belinga-Belinga zeigte uns anhand eines Eisbergmodells, dass der größte Teil der Kultur den Außenstehenden verborgen ist. Sichtbar sind die Sprache, Kleidung, Essen, Kunst etc. Verborgen sind die Denkmuster, Werte, Normen, Ideale und vieles anderes mehr. Dadurch entstehen Missverständnisse und wird die interkulturelle Kommunikation erschwert. In einer Übung machten wir uns das zunächst für unsere eigene (vom Individualismus geprägte) Kultur bewusst und sahen dann einen Vergleich mit einer kollektivistisch geprägten Kultur.
Danach erklärte der Referent uns das Vier-Seiten-Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun. Nach diesem Modell besteht jede Botschaft aus vier Ebenen (Quelle: Wikipedia):
- Die Sach-Ebene beinhaltet die reinen Sachaussagen, Daten und Fakten, die in einer Nachricht enthalten sind.
- In der Selbstoffenbarung vermittelt der Sprecher — bewusst oder unbewusst — etwas über sein Selbstverständnis, seine Motive, Werte, Emotionen etc.
- Auf der Beziehungs-Ebene wird ausgedrückt bzw. aufgenommen, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält.
- Der Appell beinhaltet einen Wunsch oder eine Handlungsaufforderung.
Jede dieser Ebenen kann vom Empfänger der Botschaft missverstanden werden, besonders wenn Sender und Empfänger aus verschiedenen Kulturen stammen und verschiedene Deutungsmuster verwenden.
Nach einem leckeren chinesischen Büffet kamen am Nachmittag Bischof Benson Bagonza und die Pfarrerin Savera Bishanga, beide aus der Karagwe-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT), zu Wort. Bischof Bagonza gab uns sehr erhellende Einblicke in die Sicht eines Afrikaners über die Europäer. Danach berichtete Frau Savera, eine der wenigen Pfarrerinnen der ELCT, über Frauen- und Jugendarbeit in ihrer Diözese.
Am Ende dieses interessanten Studientages stand der einhellige Wunsch, dass Veranstaltungen dieser Art möglichst regelmäßig in unserer Gegend stattfinden sollten. Und vielleicht sind ja dann beim nächsten Mal noch ein paar mehr Teilnehmer aus dem Dekanat Dillenburg mit dabei.