EKD-Text gibt Tipps zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere

Nach Schätzungen leben mehr als eine Million Menschen in Deutschland, ohne die dafür nötige Aufenthaltsgenehmigung oder zumindest eine Duldung zu besitzen. Zunehmend werden Kirchengemeinden und Beratungsstellen der Diakonie mit dieser Problematik konfrontiert, wenn Menschen ohne Aufenthaltspapiere hilfe- und ratsuchend an die Tür klopfen.

Die Ursachen für den illegalen Aufenthalt in Deutschland sind ebenso vielfältig wie die Herkunftsländer dieser Menschen ohne Aufenthaltspapiere: Manche sind als Touristen eingereist und bleiben nach Ablauf ihres Visums hier, weil sie eine Arbeitsstelle gefunden haben, die ihnen ein Auskommen ermöglicht. Abgelehnte Asylbewerber kommen der Aufforderung zur Ausreise nicht nach und tauchen unter, weil sie befürchten, in ihrem Herkunftsland verfolgt zu werden. Mädchen und Frauen werden unter falschen Vorwand nach Deutschland gelockt und zur Prostitution gezwungen. Zuvor werden ihnen die Papiere abgenommen. In ständiger Angst, entdeckt und ausgewiesen zu werden, sind diese Menschen leicht Opfer ausbeuterischer Arbeits- und Wohnverhältnissen. Gemeinsam ist ihnen ein Leben ohne sichere Zukunftsperspektive, in faktischer Rechtlosigkeit, ohne Zugang zu sozialen und gesundheitlichen Leistungen und weitgehend ausgeschlossen vom Bildungssystem mit weitreichenden negativen Folgen für die Kinder.

Das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat mit Zustimmung des Rates der EKD vorletztes Jahr die praxisorientierte und noch immer aktuelle Handreichung: „Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere“ (EKD-Texte 85) herausgegeben.

Auf knapp 30 Seiten wird neben dem biblisch begründeten Auftrag, Fremden beizustehen, und der gesellschaftlichen Anwaltsfunktion der Kirche für diese Menschen auch die wichtige Frage angesprochen, ob Beistand und Hilfe zugunsten dieses Personenkreises strafbar sein können. Unter der Leitfrage „Wie können Gemeinden helfen?“ stehen im Mittelpunkt Empfehlungen für Kirchenvorstände und Pfarrämter. Die Autoren erläutern, wie „Illegalität“ zu vermeiden ist, Seelsorge und Beratung im Gemeindeleben gestaltet, Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglicht und den Kindern der Schulbesuch eröffnet werden kann. Auch Stichworte wie finanzielle Nothilfe, temporäre Unterbringung, Gästewohnung sowie Zugang zu Rechts- und Opferschutz werden angesprochen. Ein Literaturverzeichnis bietet schnellen Zugriff auf weitergehende Informationen.

Die Orientierungshilfe „Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltspapiere“ wurde von einer kleinen Arbeitsgruppe aus Mitgliedern der Kommission der EKD für Migration und Integration und der Konferenz der für diese Fragen zuständigen landeskirchlichen Referentinnen und Referenten erstellt und kann über das Kirchenamt der EKD bezogen werden.

(Quelle: EKD, Pressemeldung vom 13. September 2006)

Hinweis:

Das Heft EKD-Texte 85, Zum Umgang mit Menschen ohne Aufenthaltsberechtigung, kann für 0,75 Euro zzgl. Porto und Verpackung beim Kirchenamt der EKD, Versand, Fax: 0511/2796-457, Email versand@ekd.de bezogen werden.

Es ist darüber hinaus auch auf der Website der EKD und als PDF-Datei online verfügbar.

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