Bericht von der Israelreise 2010

Seit 1993 ist die Evangelische Kirchengemeinde Ewersbach durch einen Freundeskreis mit der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Bethlehem verbunden. Im Rahmen dieser Freundschaft kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Begegnungen zwischen Christen aus Bethlehem und Ewersbach. Im März 2010 war eine Gruppe aus Ewersbach für zwei Wochen in Israel. Ein wichtiger Bestandteil dieser Reise war auch wieder die Begegnung mit den arabischen Freunden. Der folgende Reisebericht von Manfred Manderbach, dem Vorsitzenden des Freundeskreises, vermittelt ein paar Eindrücke.

Bericht von der Israelreise 2010

Unsere Reise nach Israel, Palästina und den Sinai fand statt vom 06.3. bis 20.03.2010. Sechs Nächte haben wir im sehr schönen und angenehmen Gästehaus des ICB (Internationalen Begegnungszentrum Bethlehem) mit dem Namen Abu Gubran verbracht sowie ein umfassendes Programm in den Einrichtungen des ICB und der Dar- Al-Kalima Schule erlebt. Darüber hinaus unternahmen wir einen Tagesausflug zum Herodion, zum Hirtenfeld, zur Mauer in Bethlehem und zu einem Flüchtlingslager.

Wir haben beides erlebt: Freude über die Zeichen der Hoffnung, die wir insbesondere während des Besuches des Kindergartens und der Schule erfahren haben und Erschütterung über die äußeren, politischen und militärischen Umstände, die auf die Menschen in Bethlehem und der ganzen West Bank einwirken. Letzterer Eindruck hat sich insbesondere durch den Besuch des Flüchtlingslagers Dheisheh bei uns festgesetzt.

Doch zunächst die Zeichen der Hoffnung:
Der gemeinsame Gottesdienst mit Heiligem Abendmahl, welchen wir mit Mitri Raheb und der Betlehemer Gemeinde sowie anwesenden Gruppen aus den USA und Bolivien feierten, war wieder ein besonderes Erlebnis. Unsere Reisegruppe brachte die Bitte nach Frieden mit dem Kanon Dona Nobis Pacem zum Ausdruck und das Lob Gottes erklang vielstimmig in Arabisch, Latein, Englisch, Spanisch und Deutsch. Dorothee Benner und Monika Heppner überreichten die von unserer Kirchengemeinde als Zeichen der Verbundenheit mitgebrachte Osterkerze.

Zwei Vertreterinnen des Ewersbacher Kirchenvorstandes, Dorothee Benner und Monika Heppner, übergeben während des Gottesdienstes in der Weihnachtskirche in Bethlehem eine Osterkerze an Pfarrer Mitri Raheb. Im Hintergrund Pfarrer Martin Bräuer, der zusammen mit Mitri Raheb das Abendmahl austeilte.

Elke Blecher und ich konnten an einem ganztägigen Betrieb des Kindergartens und der Schule aktiv teilnehmen.
Zu Beginn des Unterrichts durfte ich den Kindern der Jahre 3 bis 6 in der morgendlichen Andacht eine kleine Geschichte erzählen, für die ich das Ereignis des kleinen Zachäus in Jericho umdichtete und auf die kleinen Kinder bezog. Dafür sangen uns die Kinder das Lied von Zachäus in einer Weise vor, dass wir den Eindruck hatten, dass in jedem Moment Jesus persönlich durch die Tür eintreten würde.

Im Anschluss an die Andacht habe ich den Proformascheck über 1000,-€ überreicht, der gemäß dem Beschluss der Mitglieder des Freundeskreises für die Kindergartenarbeit bestimmt ist.

Manfred Manderbach, Vorsitzender des Freundeskreises Bethlehem, überreicht einen Proformascheck in Höhe von 1000,- € an Naila Kharroub, Direktorin der Dar Al-Kalima. Im Hintergrund ihr Vertreter Tony Bishara Nassar, der 1992 mit einer Gruppe von Jugendlichen in Ewersbach war.

Im Unterricht der Klassen 8-10 kam es auch zu intensiven Dialogen mit Schülerinnen und Schülern, aus denen wir den Eindruck mitgenommen haben, dass die Arbeit der Einrichtungen der Dar Al- Kalima Schule einen unschätzbaren Wert für die Erziehung der jungen Menschen in Palästina hin zu selbstbewussten, kritischen und friedfertigen Menschen darstellt. Dies birgt eine Hoffnung auf eine friedliche Entwicklung der ganzen Gesellschaft in der Region.

Wir haben gesehen, wie Kinder aus dem Kindergarten in der Schwimmhalle der Einrichtung das erlebten, was wir unseren Kindern selbstverständlich gönnen: Ausgelassene Freude. Man bezeichnet diese Freude als Wellness, womit durchaus ein wesentlicher Unterschied zur Wellness nach unserem Verständnis und der von uns geübten Praxis vorhanden ist. In Bethlehem hat dieser Begriff eine soziale Bedeutung im Hinblick auf die Bildung einer Gesellschaft, die auf den Weg in eine menschenwürdige Zukunft geleitet werden soll.

Mitri Raheb gab uns eine umfassende Information über die Entwicklung der Einrichtungen des ICB und der Schule sowie über die Situation in Bethlehem und der gesamten West Bank. Sein Fazit: Das Leben in der West Bank gleicht mehr und mehr der Situation in Südafrika während der Jahre der Apartheid. Das Westjordanland ist durchsetzt mit israelischen Siedlungen (die wir mit eigenen Augen gesehen haben), welche die Bewegung der Palästinenser zwischen ihren eigenen Ortschaften durch militärische Checkpoints der Israelischen Armee immer mehr erschwert. Die inzwischen 750 km lange und 9m hohe Betonmauer schneidet Bauern von ihren Olivenhainen ab.

Einen schockierenden Eindruck hinterließ bei uns ein Besuch im Flüchtlingslager Dheisheh. Obwohl auf dem Gelände von ca. 900 x 900m mit 12000 Bewohnern die UN mit großen Fahnen vertreten ist, ist z.B. die ärztliche Versorgung mit nur einer Halbtagseinrichtung völlig unzureichend. Kinder und Jugendliche wachsen so in einem Klima der Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit auf.

Bericht und Fotos:  Manfred Manderbach, Links: Uwe Seibert

Weitere Informationen zum Freundeskreis Bethlehem der Evangelischen Kirchengemeinde Ewersbach gibt es bei:

Manfred Manderbach
Am Ebersbach 65
35716 Dietzhölztal

Tel.: 02774 / 4164

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