Seminar zum Thema „Fair gehandelte Schokolade“ in Herborn

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Chocolatier Jürgen Burmester sprach in Herborn über die Geheimnisse der Schokoladenherstellung (Foto: Uwe Seibert)

Sein ganzes Leben lang hat der in Aachen lebende Chocolatier Jürgen Burmester Schokolade, Pralinen, Lebkuchen, Eis und Bonbons hergestellt. Am Samstag (24.10.2009) sprach er bei einem Seminar in Herborn über die Geheimnisse der Schokoladenherstellung. Eingeladen hatten dazu die Mitarbeiter der EineWeltladen-Gruppen in Dillenburg, Herborn und Siegbach, denen der faire Handel besonders am Herzen liegt.  Gefördert wurde die Veranstaltung vom Evangelischen Entwicklungsdienst und vom Katholischen Fonds.

Die 25 Teilnehmer aus der heimischen Region erfuhren viel Wissenswertes über die Geschichte, die Rohstoffgewinnung, den komplexen Herstellungsprozess und die Qualitätsmerkmale von Schokolade. Schon vor über 800 Jahren wurde die Kakaobohne von den Olmeken, Maya und Tolteken sehr geschätzt. Die Samen der Kakaofrucht dienten dort sogar als Zahlungsmittel. Die Azteken bereiteten daraus „Xocolatl“, ein nahrhaftes, aber ziemlich bitteres Getränk. 1528 wurde der Kakao von den spanischen Eroberern nach Europa gebracht und erstmals am spanischen Hof getrunken. Die Schokolade schmeckte den Europäern ungesüßt jedoch nicht. Erst nach der Zugabe von Honig und Rohrzucker begann der Siegeszug der Kakaoerzeugnisse um die ganze Welt.

Heute ist Kakao ein Massenprodukt und jeder kann sich Schokolade leisten. Doch dabei gibt es große Qualitätsunterschiede, wie allen bekannt ist. Viele glauben, dass die Schweizer Schokolade die beste sei, andere schwören auf „handgeschöpfte“ Schokolade. Chocolatier Burmester klärte viele dieser Vorurteile auf. So war es ein Schweizer, der 1875 die erste Milchschokolade auf den Markt brachte und im Dezember 1879 erfand der Schokoladenhersteller Lindt – ebenfalls ein Schweizer – die Conchiermaschine. Darin wird die Schokoladenmasse bis zu 72 Stunden lang von Walzen vor- und zurückbewegt. Erst dadurch erhält die Schokolade ihre feincremige, zartschmelzende Struktur. Das Verfahren geriet trotz strenger Geheimhaltung bereits 1901 in die Fachpresse und wurde seither von allen Herstellern weltweit übernommen.

Schokoladenverkostung

Die Seminarteilnehmer untersuchen Schokoladenproben auf ihre Qualität (Foto: Uwe Seibert)

Besonders eindrücklich für die Seminarteilnehmer war eine „Blindverkostung“. Dabei erhielten sie – wie bei einer echten Qualitätsprüfung – kleine Proben von Milch- und Zartbitterschokolade, die sie im Blick auf ihren optischen Eindruck, Geruch, Beißgefühl, Schmelz und Aroma beurteilen sollten. Erst danach erfuhren sie, um welche Produkte es sich handelte. Burmester hatte dazu handelsübliche Schokoladen aus verschiedenen Preisgruppen mitgebracht, darunter auch die fair gehandelte Bio-Schokolade der GEPA.

Burmester berichtete von einem ähnlichen Test, durchgeführt von geschulten Fachleuten. Das erstaunliche: gerade GEPA-Schokolade schnitt dabei besonders gut ab. Und das, obwohl sie im Vergleich mit konventionellen Bio-Schokoladen im mittleren Preisfeld liegt!

Erst vor kurzem hat die GEPA bei der ANUGA 2009 in Köln ein neues Schokoladen-Sortiment präsentiert. Auch dort war das Fachpublikum begeistert. Fair gehandelte Schokolade ist mittlerweile kein Nischenprodukt mehr, sondern ein anerkanntes Premiumerzeugnis.

Die GEPA – die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH – wurde in den Siebziger Jahren von kirchlich und entwicklungspolitisch Engagierten zunächst als Verein gegründet. Heute ist sie Europas größte Fair Handels-Organisation. 400 Weltläden verkaufen bundesweit fair gehandelte Produkte. Daneben gibt es Tausende von Aktionsgruppen, ein halbes Dutzend auch in unserer Region. Einige GEPA-Produkte findet man mittlerweile auch in Supermarktketten, doch die volle Palette gibt es nur in echten Weltläden.

Der „Faire Handel“ zahlt den Erzeugern der Rohstoffe Preise, die deutlich über dem Weltmarktniveau liegen und macht sie unabhängig von Preisschwankungen. Zusätzlich erhalten sie Kredite und Schulungen, um ihre Produktionstechnik zu verbessern. Das Konzept der GEPA: Kunden zahlen faire Preise für sehr gute Produkte – so haben alle etwas davon.

Schokoseminar_Herborn

Eva Sträßer vom Weltladen Herborn überreicht dem Referenten ein Päckchen Herborner St. Petrus-Kaffee (Foto: Uwe Seibert)

Am Ende des Seminartags dankte Eva Sträßer vom Weltladen Herborn dem Referenten und überreichte ihm ein Päckchen Herborner St. Petrus-Kaffee. Diesen fair gehandelten Kaffee gibt es ganz exklusiv nur im Weltladen der Katholischen Kirche St. Petrus in Herborn.

Weitere Fotos vom Schokoladenseminar

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